Der Weihnachtsmann ist locker eine der wiedererkennbarsten Legenden in der Welt.
Aber wusstest Du, dass in Europa viele alternative Versionen des Weihnachtsmanns im Umlauf sind, die auf Folklore und Tradition beruhen?
Wir werden uns in diesem Artikel die seltsame und manchmal düstere Geschichte von Europas vielen unterschiedlichen Weihnachtsmännern ansehen.
1. DIE NIEDERLANDE: SINTERKLAAS UND PETER
In den Niederlanden ist die Weihnachtsmanntradition in letzter Zeit genauer überprüft worden.
Die niederländische Version des Weihnachtsmanns ist Sinterklaas (oder Sint-Nikolaas).
Er ist eine Darstellung von Sankt Nikolaus, dem Schutzheiligen der Kinder und wird oft De Sint („Der Heilige“), De Goede Sint („Der Gute Heilige“) und De Goedheiligman („Der Gute Heilige Mann“) genannt.
Aber ihre Version des Weihnachtsmanns ist nicht der Grund dafür, dass diese niederländische Dezembertradition in letzter Zeit in die Kritik geraten ist.
Stattdessen hat das Problem mit „Zwarte Piet“ („Schwarzer Peter“) zu tun, dem Gehilfen des Heiligen Mauren, der oft in eine farbenfrohe maurische Robe und eine gefederte Kappe gekleidet ist und einen Sack voller Süßigkeiten für die Kinder trägt.
Traditionell trägt Peter auch einen Schornsteinfegerbesen, den er dazu verwendet, unartige Kinder zu versohlen. Einige traditionelle Lieder handeln ebenfalls davon, wie Peter unartige Kinder in seinen Sack stopft und sie zurück nach Spanien mitnimmt.
Um die Legende des Sankt Nikolaus zu feiern, verkleiden sich noch immer viele Niederländer und tragen zur Weihnachtszeit Peters Kostüm. Das traditionelle schwarze Gesicht gehört umstrittenerweise mehr und mehr der Vergangenheit an, da die Tradition sozial akzeptierteren Standards weicht.
Der „Schwarze“ Peter wird oft auf Rassismus geprüft. Nichtsdestotrotz sind die Legende und die Feier heute immer noch beliebt und werden neu angepasst, um der neuen sozialen Norm gerecht zu werden.
Der Namenstag von Sankt Nikolaus fällt auf den 6. Dezember und wird gefeiert, indem man am Abend des 5. Dezembers (Sankt Nikolaus Abend) Geschenke verteilt oder junge Kinder am Morgen des 6. Dezembers mit einem Berg Geschenke überrascht.
Die Legende von Sinterklaas wird auch in Belgien, Luxemburg und Nordfrankreich gefeiert, obwohl der exakte Tag, an dem dies geschieht, abhängig von der Region variieren kann.
2. DEUTSCHLAND: DER WEIHNACHTSMANN, CHRISTKIND, NIKOLAUS UND KRAMPUS
Deutschland hat eine Vielzahl von interessanten Weihnachtspersönlichkeiten.
Die erste ist der Weihnachtsmann.
Der Weihnachtsmann ist Sinterklaas recht ähnlich und basiert ebenfalls auf dem Schutzheiligen der Kinder, Sankt Nikolaus.
Allerdings kann der Weihnachtsmann manchmal eine Rute tragend gesehen werden, die er unartigen Kindern anstelle von Geschenken gibt.
Er wird außerdem von einem Diener oder Gehilfen begleitet, der als Knecht Ruprecht bekannt ist.
Die Geschichte, wie Ruprecht der Helfer des Weihnachtsmanns wurde, variiert in den Regionen Deutschlands.
Laut manchen Geschichten arbeitete er erst als Landarbeiter; laut anderen war er ein Findelkind, das Sankt Nikolaus von Kind auf aufzog.
Ruprecht wird üblicherweise eine schwarze oder braune Robe mit einer spitzen Kapuze tragend dargestellt. Er trägt einen langen Stab und einen Sack voller Asche.
Er wird manchmal auch von ein paar Helfern begleitet, die normalerweise als alte Frauen mit geschwärzten Gesichtern dargestellt werden.
Gemäß deutscher Folklore fordert Ruprecht Kinder auf, ein Gebet aufzusagen. Diejenigen, die es können, bekommen Äpfel, Lebkuchen und Nüsse als Belohnung.
Diejenigen, die es nicht können, bekommen hingegen Prügel mit Ruprechts Sack voller Asche.
Manche Variationen der Geschichte besagen, dass gute Kinder Süßigkeiten von Sankt Nikolaus bekommen, während unartige Kinder von Knecht Ruprecht Kohleklumpen, Stöcke und Steine erhalten.
Eine weitere beliebte deutsche Weihnachtspersönlichkeit ist das Christkind/Christkindl.
Obwohl Briten das Christkindl oft mit dem Jesuskind verwechseln, wird das Christkind eigentlich als eine engelsgleiche Frau mit blondem Haar und Flügeln dargestellt (ähnlich der St. Lucia in Schweden).
Wie Santa Claus in den Vereinigten Staaten bringt das Christkind Kindern ihre Geschenke am 24. Dezember und hinterlässt sie unter dem Weihnachtsbaum.
Die Eltern sagen ihren Kindern normalerweise, dass sie sich verstecken und auf den Klang der Glocke warten sollen, die anzeigt, dass es gekommen ist und ihre Geschenke hinterlassen hat.
Die Legende des Christkinds wurde während der protestantischen Reformation des 16. und 17. Jahrhunderts von Martin Luther verkündet und war als Bezug auf die Reinkarnation von Jesus beabsichtigt.
Und um der wunderschönen Unschuld des Christkinds gegenüber zu stehen, haben die Deutschen Krampus, den Weihnachtsdämon.
Krampus wird als eine gehörnte Figur dargestellt, die halb Mann und halb Ziege ist.
Er trägt Ketten, ist mit schwarzem oder braunem Haar/Fell bedeckt, hat eine lange, spitze Zunge (die normalerweise aus seinem Mund hängend gezeigt wird) und spitze Reißzähne.
Während der Weihnachtszeit bestrafte der Krampus unartige Kinder, wohingegen Sankt Nikolaus die folgsamen belohnte.
Von der Legende des Krampus wird angenommen, dass sie vorchristliche Wurzeln hat.
Heute ist sie in Teilen von Deutschland, Österreich, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Norditalien, der Slowakei und Slowenien immer noch ein geläufiger Teil der Weihnachtstradition.
In diesen Regionen feiern die meisten alpinen Städte die jährliche Krampuslauf-Parade, bei der sich junge Männer als Krampus verkleiden.
3. DIE SLAWISCHEN LÄNDER: DED MOROZ
Ded Moroz, was buchstäblich als „Väterchen Frost“ übersetzt werden kann, ist eine slawische Weihnachtslegende, ähnlich der des Weihnachtmanns.
Anders als der Weihnachtsmann oder andere weihnachtsmannartige Legenden, die wir bisher aufgeführt haben, bringt Ded Moroz allerdings am Neujahrsabend Geschenke.
Ähnlich wie der Weihnachtsmann wird er generell als ein fröhlicher alter Mann mit einem langen weißen Bart dargestellt, der in eine lange blaue und weiße Robe sowie Walenki gekleidet ist, einer Art von Filzstiefeln, die in Russland und anderen benachbarten Ländern im Winter getragen werden.
Traditionell wird Ded Moroz von Snegurotschka begleitet, seiner Enkeltochter und Helferin, die auch in ähnliche Roben gekleidet ist.
Die Ursprünge von Ded Moroz wurden mit vorchristlichen Zeiten in Verbindung gebracht.
In manchen Texten gilt er als der Sohn von Veles und Mara, zwei heidnischen Gottheiten.
Ded Moroz wurde in slawischen Ländern nach der Russischen Revolution sehr beliebt, als Weihnachten und andere christliche Feiertage in vielen dieser Regionen verboten waren.
Heute ist die Legende von Ded Moroz noch immer in vielen Orten beliebt, vor allem im modernen Russland.
Seit 1998 wird Weliki Ustjug in der Oblast Wologda, Russland, offiziell als der Heimatort von Ded Moroz bezeichnet.
4. SCHWEDEN: JULTOMTEN
Die letzte Version vom Weihnachtsmann, die wir uns in diesem Artikel anschauen, kommt aus Schweden.
Wie in vielen Teilen der Welt feiern die Schweden am 24. Dezember Weihnachten.
Das für das Bringen der Geschenke – um die Feiertage einzuläuten – zuständige Wesen ist als Jultomten (manchmal einfach nur Tomten genannt) bekannt.
Obwohl der heutige Jultomten auch synonym benutzt wird, um auf den Weihnachtsmann zu verweisen, bezieht er sich zudem auf eine Art von Kreuzung zwischen dem Weihnachtsmann und einem Nissen.
Nissen sind mythologische Wesen, die in der gesamten nordischen Folklore vorkommen.
Sie werden normalerweise als kleine, bärtige Geschöpfe (nicht größer als 30cm) dargestellt, die oftmals große, zylindrische Hüte tragen.
Nissen werden typischerweise mit der Wintersonnenwende und der Weihnachtszeit assoziiert und passen gemäß der alten Folklore auf Bauernhöfe oder Häuser auf, während die Bauern und ihre Familien schlafen.
Obwohl sie im Allgemeinen als hilfreiche Kreaturen dargestellt werden, können sie auch wütend sein und menschliche Bauern bestrafen, indem sie ihr Vieh töten oder verheerende Schäden an ihren Bauernhöfen anrichten.
Heute wird der Jultomten üblicherweise trotz ihrer unterschiedlichen kulturellen Ursprünge wie der Weihnachtsmann dargestellt.